Themen im Jahresbericht 2023:
Vorwort | Rotstift im sozialen Bereich | Straßenambulanz | Fachberatung | Marte-Meo-Schulung | Schutzkonzepte im Verband | Sprach-Kitas | Geschäftsjahr 2023
Sprach-Kitas: Es geht weiter aber die Zukunft bleibt ungewiss
Das Bundesprogramm Sprach-Kitas, das seit 2016 für frühkindliche Sprachförderung steht, sollte 2022 eingestellt werden. Und das trotz des großen Erfolgs und der positiven Wirkung auf über 6.000 Kindertagesstätten in ganz Deutschland. Diese Entscheidung stieß auf massiven Widerstand. Nicht zuletzt, weil die Sprach-Kitas weit mehr als nur Sprachbildung in den Blick nehmen: Sie fördern die Zusammenarbeit mit Familien, inklusive Bildung und seit 2020 auch die Digitalisierung in Kitas.
Rückblick auf das drohende Ende
Angesichts der drohenden Schließung formierte sich schnell ein breiter Widerstand. Eltern, Erzieher:innen, Träger und Verbände setzten sich gemeinsam für den Erhalt der Sprach-Kitas ein. Die Kampagne "Sprach-Kitas retten" sammelte 270.000 Unterschriften und erreichte eine Verlängerung des Programms um ein halbes Jahr. Schließlich konnten Bund und Länder sich darauf einigen, das Programm bis 2025 auf Landesebene fortzuführen. Diese Entscheidung war ein wichtiger Teilerfolg, jedoch verbunden mit vielen neuen Herausforderungen und Unsicherheiten.
Was hat sich seitdem getan?
Am 1. August 2023 trat die "Richtlinie Sprach-Kita" in Niedersachsen in Kraft. Der Caritasverband Hannover e.V. beteiligt sich mit zehn Einrichtungen und zwei 0,5 Fachberatungsstellen an diesem Programm. Mit dem Übergang ins Landesprogramm konnten vier weitere Kitas aufgenommen werden, die sonst nicht am Programm hätten teilnehmen können. Insgesamt begleitet der Caritasverband Hannover aktuell 29 Sprach-Kitas aus neun unterschiedlichen Trägerschaften.
Herausforderungen und Forderungen
Die Umsetzung des Programms auf Landesebene brachte jedoch auch Schwierigkeiten mit sich. Viele erfahrene Fachkräfte verließen aufgrund der Unsicherheiten ihre Einrichtungen, was zu einem erheblichen Wissensverlust führte. Einige Stellen konnten bisher nicht neu besetzt werden, wodurch die Qualität der Betreuung leidet.
Die fünf zentralen Forderungen des Caritasverbands zur Verbesserung des Programms lauten:
1. Mehr als nur Sprache: Ganzheitlichen Ansatz erhalten! Die Förderung muss alle Säulen des Programms - Sprachbildung, Zusammenarbeit mit Familien, inklusive Bildung und Digitalisierung - umfassen.
2. Alle Kinder im Blick: Vorschul-Fokus reicht nicht! Die Förderung sollte nicht nur auf Vorschulkinder beschränkt sein, sondern alle Kinder einbeziehen.
3. Wissen als Fundament: Übergreifende Strukturarbeit weiterführen! Fachberatungen benötigen weiterhin eine inhaltliche Begleitung, um Kitas zukunftsfähig zu halten.
4. Langfristig Planen: Fachkräfte halten! Es bedarf einer langfristigen Perspektive, um erfahrene Fachkräfte zu halten und weiterhin qualitativ hochwertige Betreuung zu gewährleisten.
5. Fachliche Vielfalt: Teams multiprofessionell aufstellen! Die Einbindung von Logopäd:innen und Sprachheilpädagog:innen ist essenziell, um die Ziele der Sprach-Kitas zu erreichen.
Blick in die Zukunft
Die Zukunft der Sprach-Kitas bleibt trotz der erreichten Fortschritte ungewiss. Das Programm ist bis Sommer 2025 finanziert, doch die langfristige Fortführung hängt vom neuen Qualitätsentwicklungsgesetz ab, das der Bund in diesem Jahr auf den Weg bringen will. Es ist daher entscheidend, dass die Sprach-Kitas weiterhin als integraler Bestandteil der frühkindlichen Bildung anerkannt und gefördert werden, um Chancengleichheit und gesellschaftliche Teilhabe zu gewährleisten.
Der Caritasverband Hannover e.V. setzt sich auch zukünftig intensiv für den Erhalt und die Weiterentwicklung des Programms ein. Um die Zukunftsfähigkeit der Kitas zu sichern, ist eine langfristige und ganzheitliche Förderung notwendig, die alle Kinder und ihre Familien unterstützt. Nur so gelingt es uns, aktuelle und künftige Herausforderungen der frühkindlichen Pädagogik zu meistern.
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