Zehn Zusagen für Mitarbeitende
Mit den 10 Zusagen für Mitarbeitende ist die Caritas eine starke Selbstverpflichtung gegenüber den Mitarbeitenden eingegangen. Herr Dr. Schubert, was bedeutet diese Selbstverpflichtung für den Caritasverband und seine Mitarbeitenden?
Die Zusagen stehen für eine transparente, offene und wertschätzende Verbandskultur. Mit dieser Selbstverpflichtung setzt der Verband ein Zeichen und macht auf die intern gelebten Werte aufmerksam. Die zehn Zusagen bilden einen guten Rahmen, es werden die wichtigsten Fragen aufgegriffen und beantwortet. Es geht bei den Zusagen nicht um "so muss das sein”, sondern um das "so möchten wir gemeinsam sein”. Die zehn Zusagen begleiten unseren Verband auf dem weiteren Weg. Bildlich gesprochen: Wir sitzen im selben Boot und haben das gleiche Ziel.
Die Caritas in Hannover hatte viele Jahre ein eigenes Leitbild. Braucht es keine Leitbilder mehr oder welchen Mehrwert haben die zehn Zusagen?
Welche Bedeutung hat eigentlich ein Leitbild? Es geht im Arbeitsalltag oft unter. Da muss man ehrlich sein. Das alte Leitbild ist über 20 Jahre alt. Die Lebenswirklichkeit der Menschen und der Kirche haben sich verändert. Das entspricht nicht unserer heutigen Interpretation von einem gemeinsam gelebten Glaubenszeugnis. Zum Beispiel ist Führung heute Beziehungsarbeit. Alles fängt mit einer offenen Willkommenskultur an. Die 10 Zusagen sind eine Handreichung für neue Mitarbeitende und ein Kompass für die Dienstgemeinschaft, um den Kurs zu halten.
Im "selben Boot sitzen". Was heißt das konkret in Bezug zur Zusage "die kirchliche Identität teilen und respektieren"?
Unsere Mitarbeitenden sind überwiegend gläubig, die Konfessionen sind vielfältig. Vier Konfessionen sind besonders stark vertreten. Die Auseinandersetzung und Identität mit dem Glauben ist Teil unserer Arbeitskultur. Wichtig ist es, einen Ort, einen Raum zu eröffnen, in dem man ins Gespräch kommen und in die Reflektion gehen kann. Unterstützend dazu gibt es das Referat Spiritualität und Ethik. Die Mitarbeitenden haben eine Ansprechperson für die Themen, die sie bewegen und hier ist auch Platz für kontroverse Themen. Hinzu kommt, dass wir Dienste haben, in denen spirituelle Inhalte zum Arbeitsalltag gehören. Dabei denke ich an das religionspädagogische Konzept einer Kindertagesstätte. Die Fragen, die dort anstehen, können mithilfe des Referates aufgefangen werden.
Ich habe zudem festgestellt, dass unsere Pilgertouren bei den Mitarbeitenden einen großen Zuspruch fanden, weil die Touren den nötigen Raum für Auszeit und Reflektion geben. Die gemeinsame Auseinandersetzung und Reflektion auch kritischer Glaubensfragen sind gewünscht. Und darum geht es bei unserer Arbeit und diese Vielfalt begreifen wir als eine sehr wertvolle Bereicherung.
Um gemeinsam die gesetzten Ziele zu erreichen, braucht es für gewöhnlich gute Rahmenbedingungen. Was tut der Caritasverband Hannover konkret, um der Zusage 5 "Faire Arbeitsbedingungen" gerecht zu werden?
Wir bekennen uns zu einem Tarifwerk und unser Regelwerk, die AVR-Richtlinien des Deutschen Caritasverbandes geben den Mitarbeitenden Sicherheit.
Ein wichtiger Baustein ist die Gesundheit der Dienstgemeinschaft. Fair und wertschätzend können wir nur handeln, wenn uns die Gesundheit der Mitarbeitenden bewusst ist. In sozialen Einrichtungen herrscht eine große Arbeitsbelastung und als Arbeitgeber ist es unsere Pflicht, das bewusst wahrzunehmen und mit unterschiedlichen Angeboten aufzufangen.
Daneben zählt für mich zu einem wertschätzenden Umgang, jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter mit den individuellen Bedürfnissen wahrzunehmen. Damit meine ich sowohl die Hilfe bei persönlichen Krisen, aber zum Beispiel auch gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten.
Das wird bei der Einstellung oftmals schon deutlich. Vor allem junge Menschen möchten sich weiterentwickeln. Auf diese Weise ist unser duales Studienmodell entstanden. Die Idee kam von den Mitarbeitenden, den Erzieher:innen, die sich weiterqualifizieren und gerne Soziale Arbeit studieren wollten. So ein Engagement wird im Verband unterstützt. Und das Duale Studium geht nächstes Jahr schon in die zweite Runde.
In der 9. Zusage heißt es: "Als Caritas mehren wir die Solidaritätspotenziale und das inklusive Verständnis in der Gesellschaft und schenken Hoffnung." Angesichts von Krieg, Epidemien und Klimakatstrophen, wo sehen Sie aktuell die Solidaritätspotenziale der Caritas und wo sehen Sie Hoffnung?
Hoffnung wird mit den Begegnungen spürbar. Wenn ich sehe, dass Mitarbeitende mit einem Lächeln zur Arbeit kommen, dann habe ich trotz all der Krisen noch Hoffnung. Seit über zwei Jahren befinden wir uns im Ausnahmezustand und uns ist es gelungen kreativ und lösungsorientiert zu denken und zu handeln. Not sehen und Handeln ist nicht nur ein Leitspruch, wo wir wieder beim Thema sind. Ein Leitspruch will gelebt werden. Und doch steckt in jedem Leitspruch oder Leitbild eine Botschaft, eine Motivation. Als christlicher Verband lautet unsere Botschaft, Hoffnung zu schenken. Das tun wir, indem wir langfristige und nachhaltige Lösungen entwickeln und auf uns als Dienstgemeinschaft achten.