12. Gerontopsychiatrisches Symposium: Extremindividualist*innen in der Gerontopsychiatrie
Wer stört denn da? Extremindividualist*innen in der Gerontopsychiatrie
Es gibt einen Personenkreis, der in kein Versorgungssystem passt: "die Menschen, die keiner haben will", sogenannte "Systemsprenger*innen". Diese Extremindividualist*innen werden im Allgemeinen für einen begrenzten Zeitraum in psychiatrischen Kliniken untergebracht und wenn möglich in geschlossene oder "geschützte" Heime verlegt. Aber was passiert, wenn diese Menschen auch die Systeme der hochstrukturierten Einrichtungen "sprengen" und dort nicht bleiben können? Diese und weitere Fragen standen während des Symposiums im Vordergrund.
Das 12. Gerontopsychiatrische Symposium konnte auf Grund der aktuellen Pandemie nicht wie gewohnt als ganztägige Veranstaltung in der Akademie des Sports in Hannover stattfinden, sondern wurde in diesem Jahr zum ersten Mal online durchgeführt. Auf der gut besuchten Veranstaltung diskutierten die Teilnehmenden aus verschiedenen Perspektiven über "das System sprengende Personen". Anja Weiss dokumentierte die vierstündige Veranstaltung durch Graphic Recording (siehe unten).
Nach der Begrüßung durch die Gerontopsychiatrischen Kompetenzzentren und Landesfachstellen Demenz (ambet KoGeBe und CFD) haben Ansgar Piel (Nds. Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung) und Jeanett Radisch (Landesstelle Psychiatriekoordination Niedersachsen) im ersten Teil der Veranstaltung die aktuellen Entwicklungen hinsichtlich der Psychiatrie in Niedersachsen dargestellt (s. u.). Im Anschluss folgte ein Vortrag über "das System sprengende Personen" von Melanie Bargemann und Lisa Othmer aus dem Caritas Forum Demenz. Im Fokus hierbei stand die Definition der Personengruppe und die Einbettung derselben in die Gesellschaft und das System sowie den damit einhergehenden Problemlagen (s. Abbildung).
Jeder Workshop stellte eine andere Facette des Themas in den Fokus. Im Anschluss an die interdisziplinäre
Diskussion in Kleingruppen wurden Anregungen, Forderungen und Wünsche an das Land, die Kommunen und die Kompetenzzentren formuliert. Ansgar Piel, Astrid Müller (Niedersächsischer Landkreistag), Manuel Stender (Landkreis Hildesheim), Melanie Bargemann und Melissa Braun (ambet Kompetenzzentrum Gerontopsychiatrische Beratung) nahmen die Aufträge aus den Workshops mit in ihre Arbeitsbereiche.
Die Kompetenzzentren nehmen als Impulse der Teilnehmer*innen die folgenden Punkte mit:
• Öffentlichkeitsarbeit in der Bevölkerung und den Kommunen erhöhen
• gesellschaftliche Diskussion zu dem Thema befördern
• Vernetzungsarbeit weiterführen
• schnittstellenübergreifendes Arbeiten intensivieren
Die Gerontopsychiatrischen Kompetenzzentren Niedersachsens werden das Thema der Extremindividualist*innen in der Gerontopsychiatrie in die AG 2 des Landesfachbeirats Psychiatrie Niedersachsen mitnehmen. Das Caritas Forum Demenz wünscht sich die Möglichkeit, gemeinsam mit den notwendigen Akteuren ein Setting entwickeln und testen zu können, in dem Menschen mit hohem individuellen Hilfebedarf eine passgenaue Unterstützung erhalten.
Wir danken allen Referent*innen, Impulsgeber*innen und Teilnehmer*innen für die Teilnahme an unserem ersten online Symposium! Wir hatten viel Spaß und hoffen vor allem, dass Sie neue Erkenntnisse und Anregungen für sich und Ihren Arbeitsalltag mitnehmen konnten.