Zurück in die Zukunft
Weihnachten ist Familienzeit - und wenn die Enkelkinder schon zu Besuch kommen, kann man gleich ihre technische Geschicklichkeit in Anspruch nehmen: Das Smartphone einrichten, am Computer etwas einstellen und so weiter, den Großeltern wird schon was einfallen. Die Technik ist kompliziert, aber nicht mehr wegzudenken. Es gibt ein Wort, das uns im Alltag ziemlich oft begegnet, es lautet: Digitalisierung. Die digitale Welt kann beunruhigend wirken. Vor allem ältere Menschen, die sich damit nie auseinander gesetzt haben, sind schlicht überfordert. Erich Roy, 65 Jahre alt, ist ein Mann, dem der Computer oder das Internet bis vor kurzem völlig fremd waren. Ist man ohne Internet hilflos? Dieses Gefühl hatte Roy: "Ich wollte einen Arzttermin vereinbaren und habe keine Nummern von Ärzten finden können, die stehen mittlerweile alle im Internet." Wie gut, dass er Michael Nierada (37 J.) kennengelernt hat. Lesen Sie die Geschichte zweier Männer und wie glücklich sich manchmal alles fügt.
Es ist ein grauer Nachmittag, draußen ist es nasskalt und der Weihnachtsmarkt wird in der Innenstadt aufgebaut. Drinnen, im K:Punkt ist es warm und behaglich. Erich Roy sitzt mit verschränkten Händen am Tisch und wartet auf Michael Nierada. Die beiden kennen sich seit knapp zwei Monaten und treffen sich wöchentlich. Erich Roys Lebensgeschichte ist lang und ursprünglich brachte ihn eine Erkrankung in den K:Punkt: "Vor einem Jahr hätte ich mir das Gespräch gar nicht zugetraut", er lächelt nervös. Mittlerweile geht es ihm gut und er sei froh darüber, den Schritt getan zu haben. Michael Nierada trifft ein, er ist eine wahre Frohnatur und engagiert sich seit knapp zwei Monaten ehrenamtlich beim Caritasverband: "Ich wollte einen Beitrag für die Gesellschaft leisten und etwas Gutes tun", so seine Worte über sein Engagement. Michael Nierada war selbstständig und bot einen Computerservice an, half Nachbarn und Bekannten bei technischen Problemen. Für ihn ist Digitalisierung schon lange kein Fremdwort mehr.
Die Begegnung der beiden Männer ist wie eine glückliche Fügung
"Ich fragte unsere Kollegin Ulrike Branahl vom Caritasverband, ob sie nicht rein zufällig einen Ehrenamtlichen kennt, der was von Technik versteht. Da ich mit einem Mann zusammenarbeite, der hilflos ist, was das Internet angeht", erzählt Anja Schäfer, Sozialpädagogin im K:Punkt. Leider gab es zu dem Zeitpunkt noch keinen Interessenten, auf den diese Beschreibung zutraf. Doch Ulrike Branahl war zuversichtlich: "Manchmal kommt genau die richtige Person, wenn man sie braucht." Und dann kam Michael Nierada. Dass er Erich Roy kennenlernen und ihm etwas über Computer erzählen würde, damit hätte er anfangs nicht gerechnet: "Ich rief bei verschiedenen Instituten und Verbänden an, um mich ehrenamtlich zu engagieren, dann habe ich mit Frau Branahl vom Caritasverband telefoniert und sie hat mich an Frau Schäfer vom K:Punkt vermittelt." Die beiden Männer wurden im K:Punkt miteinander bekannt gemacht und kamen schnell ins Gespräch. Auch wenn sie im Grunde nicht unterschiedlicher sein könnten. Erich Roy kommt ursprünglich aus der Handwerkerbranche und Michael Nierada aus dem technischen Bereich. Hier trafen nicht nur zwei Generationen aufeinander, sondern zwei ganz verschiedene Persönlichkeiten.
Michael Nierada zeigt Erich Roy wie Google funktioniert.Melina Will
Mittlerweile treffen sich die beiden einmal die Woche. Aller Anfang ist schwer: "Ich habe Erich einen Laptop gegeben und es hat mich überrascht, wie schnell er lernt", stellt Michael Nierada fest. Es ging zuerst darum, ihm eine Tastatur zu erklären, denn Erich Roy arbeitete zuletzt mit einer Schreibmaschine. Nierada brauchte Geduld: "Ja, Geduld war gefragt, man muss alles von vorne erklären." Die anfänglichen Hürden wurden schnell überwunden und erste Erfolge zeigten sich: "Ich kann selbständig googlen und probiere vieles aus", sagt Ericht Roy und ist offensichtlich sehr froh darüber. Das Interesse für einen Computer und das Internet wurden geweckt und die Treffen finden regelmäßig statt. Erich Roy lernt weiterhin dazu und mit Michael Nierada an seiner Seite entwickelt er Sicherheit.
Diese Begegnung zeigt, dass Digitalisierung kein Selbstläufer ist. Nicht alle Enkelkinder wohnen um die Ecke. Gerade älteren Menschen fällt die technische Umstellung oft schwer und sie haben viele Ängste. Eine helfende Hand und Geduld sind wichtig. Michael Nierada ist einer von vielen Ehrenamtlichen, die sich bei der Caritas engagieren. Und kann seine Kenntnisse und Erfahrungen zum Nutzen anderer einbringen. Eine tolle Partnerschafft mit Gewinn für beide.
Möchten auch Sie Ihre Talente im sozialen Bereich einbringen? Dann melden Sie sich bei uns! Wir sind immer auf der Suche nach Menschen, die sich engagieren möchten.