Im Zeichen des Flüchtlingsstroms
Stufe 2: Begleiten im Stadtteil
"Als Ende 2015, Anfang 2016 sehr viele Anfragen von Menschen kamen, die ehrenamtlich Flüchtlingen helfen wollten, war das war sehr ermutigend“, berichtet Dr. Andreas Schubert, Vorstand des Caritasverbands Hannover. Gerade zu Beginn war die Not groß, die Hilfe teilweise unkoordiniert. "Mittlerweile ziehen Flüchtlinge aus unseren Unterkünften in eigene Wohnungen und brauchen im Stadtteil Ansprechpartner, die ihnen helfen, sich zurechtzufinden. Wo sind Spielplätze? Büchereien? Wie funktionieren sie?", erläutert Dr. Andreas Schubert weiter. Hier helfen die Projekte Raphaelo und Raphaela, die mit Ehrenamtlichen die Begleitung von Flüchtlingen organisieren. Direkte Hilfen sind zurzeit besonders wichtig: Hausaufgabenhilfe in der Flüchtlingsunterkunft, Bewerbungstraining, intensive Betreuung einzelner Menschen bis zum Abitur, zum Beispiel beim Jugendmigrationsdienst: Die Welt bewegt sich weiter. Und mit ihr die Welt des Ehrenamts. Immer nah am Bedarf. Immer neu. Immer individuell. Passen muss es!
Netzwerk Katholische Flüchtlingsarbeit
Im Jahr 2015 haben wir in Kooperation mit der Katholischen Kirche in der Region Hannover das Netzwerk Katholische Flüchtlingsarbeit gegründet, um den Bedarf an Hilfe mit Angeboten der Träger und Freiwilligen zusammen zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt war die Nachfrage von Menschen, die sich engagieren wollten, teilweise größer als die Einsatzorte, die der Caritasverband hatte. "Auf der Webseite haben wir nützliche Links zu Themen wie Flucht, Asylrecht und Geld zusammengestellt und haben ein Forum eingerichtet, um die Kommunikation der Ehrenamtlichen untereinander zu verbessern", erklärt die Koordinatorin Anne Panter.
Raum für Geflüchtete im Ehrenamt
„Ehrenamtliche schätzen wir als wertvolle Ergänzung, in jedem Alter und mit jedem Ausbildungsstand. Jeder hat etwas Wertvolles, das er oder sie mitbringt“, sagt Dr. Andreas Schubert. Und damit meint er selbstverständlich auch die Geflüchteten selbst. Dabei ist es eine echte Herausforderung, Raum zu schaffen für Flüchtlinge, die helfen wollen. Damit sind einerseits die Einsatzorte gemeint, und andererseits der Raum in den Köpfen. Viele der Geflüchteten sind unter 30 und würden sich gern in der Zeit des Wartens ehrenamtlich engagieren. Eine große Hürde ist die Sprache. In einigen Kirchengemeinden gibt es gelungene Beispiele dafür, wie es gehen kann - und wie sogar Arbeitsplätze daraus entstehen könnten. Integration in Reinform. Für viele aber ist es schwer, einen Ort zu finden, um sich einzubringen. In den Flüchtlingsunterkünften gibt es natürlich immer etwas zu tun, insbesondere in der Kinderbetreuung. Ähnlich sieht es in den Kitas aus. Gerade dort könnten Geflüchtete ihre Sprachkenntnisse beim Spielen mit den Kindern deutlich verbessern, denn Kinder nehmen kein Blatt vor den Mund. Fehlende Sprachkenntnisse erschweren den Zugang zu vielen Hilfebereichen.
Ein großes Problem für die Kitas ist das kurze Zeitfenster, das Geflüchtete oftmals haben, bevor sie weiterziehen - im System oder in der Welt. Für die meisten Einrichtungen bedeuten Freiwillige, die z.B. nur zwei Monate bleiben, zu viel Aufwand. Ideal sind mindestens sechs Monate, insbesondere in den Kitas. Wie immer müssen die Wünsche zueinander passen.
Kitas und Kinderbetreuung in den Flüchtlingsunterkünften sind immer gute Betätigungsfelder für Menschen, die ein Ehrenamt suchen. In der Wohnungslosenhilfe ist ebenfalls immer Bedarf, auch wenn dieser Bereich für ehrenamtlich tätige Flüchtlinge schwierig ist. Es erfordert gute Sprachkenntnisse und eine gewisse gesellschaftliche Erfahrung, um dort sinnvoll tätig zu werden.
Beratung und Unterstützung
Katharina Birck, ehrenamtlich tätig im JMD
Immer mehr Menschen suchen nach einem Ausgleich zu ihrer kopflastigen Arbeit oder dem Studium. Sie suchen nach Sinnhaftigkeit, wollen Wartezeiten sinnvoll überbrücken oder soziale Berufe für sich entdecken. Die Motivation, die jemanden antreibt, ein Ehrenamt zu übernehmen, ist so individuell wie der Mensch selbst.
Katharina Birck zum Beispiel hat ihr Vorpraktikum im Jugendmigrationsdienst (JMD) gemacht. Sie gab Nachhilfe und baute Vertrauen auf zu vielen jungen Hilfesuchenden. „Die Menschen, die zu uns kommen, haben bislang oft nur erfahren, dass sie klein und unwichtig sind, dass sie nichts können und nichts haben.“ Doch hier im JMD werden sie ernst genommen und gefördert. Katharina Birck war es wichtig, die jungen Menschen auch zu Ämtern zu begleiten und ihnen wirklich und ganz praktisch weiterzuhelfen.
"Da Ehrenamtliche die kürzeste Kündigungsfrist der Welt haben, ändert sich der Bedarf nahezu täglich. Es lohnt sich also, regelmäßig nachzufragen, sollte jemand in seiner Lieblingseinrichtung keinen Platz gefunden haben", erläutert Ulrike Branahl, im Caritasverband Hannover zuständig für die Beratung im Bereich Ehrenamt.
Sie suchen noch nach dem richtigen Einsatzort? Ulrike Branahl ist sich sicher: "In der Beratung finden wir gemeinsam etwas, das zu Ihnen passt. Vereinbaren Sie einen Termin!"