Hannover (cke), 27.10.2017
Heute haben 20 spanische Jugendliche ihre künftigen Arbeitgeber aus der Region Hannover und aus Hameln kennen gelernt. Sie werden bei 14 Unternehmen zunächst bis Ende 2017 eine betriebliche Erprobung und bei Erfolg ab Januar 2018 eine einjährige berufliche Qualifizierung zur Anpassung des spanischen Berufs an den deutschen Standard absolvieren. Ihr Ziel ist es, sich mit einem in Spanien und Deutschland anerkannten Berufsabschluss langfristig bessere berufliche Perspektiven zu erarbeiten.
Anders als im bisherigen und 2019 auslaufenden Projekt zur beruflichen Mobilität von ausbildungsinteressierten Jugendlichen aus Europa (s. u. Anmerkung) haben die diesjährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer somit bereits in Spanien eine schulische Berufsausbildung absolviert.
Durch Initiative der Industrie- und Handelskammer (IHK) ist es gelungen, das bisherige vorrangig EU- und bundesfinanzierte Projekt neu auf die Beine zu stellen.
Gemeinsam fördern die Katalanische Nationalregierung, das Land Niedersachsen, die Region Hannover und die teilnehmenden Betriebe für den Zeitraum von Dezember 2016 bis zum 31.12.2018 das Projekt in Hannover mit einem Gesamtvolumen von über 300.000 Euro.
" Der große Erfolg der letzten Jahre und die positive Resonanz der Betriebe haben uns darin bestärkt, neue Wege zu gehen und die aktive Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland für die regionale Wirtschaft weiter aufrecht zu erhalten. 20 spanische Jugendliche beginnen in diesen Tagen in Hannover eine betriebliche Erprobung in 14 teilnehmenden Unternehmen", sagte Prof. Dr. Günter Hirth, Leiter Berufsbildung bei der IHK Hannover.
"Wir freuen uns, dass es gemeinsam mit dem Caritasverband Hannover als Projektträger gelungen ist, die Katalonische Nationalregierung, das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr und die Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung der Region Hannover als Förderer und Kooperationspartner für das neue Projekt zu gewinnen.", so Hirth weiter.
Die jungen Erwachsenen, 4 Frauen und 16 Männer, stammen bis auf einen Teilnehmer aus Katalonien und der Region rund um Barcelona. In den kommenden Wochen machen sie ihre ersten Schritte in die deutsche Arbeitswelt. Dies in unterschiedlichsten Berufsfeldern, wie z.B. Fluggerätemechaniker/-in, Geomatiker/-in, Mechatroniker/-in, als Versicherungs- und Industriekaufmann/-frau oder Restaurantfachmann/-frau.
Unter den 12 beteiligten Unternehmen sind bekannte Unternehmen wie die Talanx AG, die regiobus Hannover GmbH, die Fagus-GreCon Greten GmbH & Co. KG aus Alfeld oder die Colusso Industrieleistungen GmbH aus Hameln ebenso vertreten wie viele mittelständische Betriebe aus der Region Hannover (Vollständige Liste s. u.)
" Mit dem neuen Projekt Adelante! eröffnen wir den Jugendlichen berufliche Perspektiven in Deutschland und unterstützen die Unternehmen in unserer Region bei ihrer Suche nach qualifizierten Nachwuchskräften. Adelante steht für eine gelebte Willkommenskultur für ausländische Fachkräfte", betonte Alexander Skubowius, Fachbereichsleiter Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung bei der Region Hannover.
Die Region Hannover ist bereits seit Jahren aktiver Projektpartner und fördert das neu aufgestellte Projekt im Projektzeitraum 2017/2018 mit mehr als 50.000 Euro.
Etwa 175.000 hat die Katalanische Nationalregierung bereits mit Beginn des Projekts in Spanien investiert, um den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen viermonatigen Sprachkurs zu ermöglichen. Dazu kommt noch die Unterstützung für die Unterkunfts-und Lebenshaltungskosten in Deutschland während der ersten 8 Erprobungswochen und die Übernahme der Reisekosten.
Gute Bildung und die Chancen des europäischen Arbeitsmarktes sollten allen jungen Menschen offen stehen. Das seien der Motor und das Anliegen der Katalonischen Nationalregierung und der Stadt Barcelona zur Förderung des gemeinsamen Projekts, berichteten die zum Projektauftakt aus Spanien angereisten Vertreter der Stadt Barcelona, Jordi Castillo García und Klaus Schumacher, Leiter der ABCHumboldt Sprachschule in Barcelona und man sei dankbar für die gemeinsame Zielsetzung und die gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit.
Für den weiteren Aufenthalt in Deutschland, den begleitenden Sprachkurs und die sozialpädagogische Begleitung der Teilnehmer während der Anpassungsqualifizierung nimmt zusätzlich zur Förderung der Region Hannover das Land Niedersachsen etwa 73.000 Euro in die Hand und die Betriebe tragen 24.000 Euro dazu bei.
Der Erfolg des Projekts steht und fällt damit, ob es gelingt, die jungen Erwachsenen schnell und nachhaltig zu integrieren, im Arbeitsalltag ebenso wie sprachlich, kulturell und sozial. Dafür engagiert sich von Beginn an der Caritasverband Hannover.
Dabei reicht das Angebot der Caritas von wöchentlich stattfindendem Sprachunterricht, sozialpädagogischen Hilfen über Freizeitaktivitäten bis hin zur Begleitung bei Behördengängen und zum Aufbau von persönlichen Kontakten zu den Menschen in der Region.
"Adelante! und alle hier anwesenden Beteiligten stehen für ein offenes und lebendiges Europa. Für eine partnerschaftliche, Grenzen überschreitende Zusammenarbeit, die das Recht der Jugend auf gute Bildung und Ausbildung in den Blick nimmt und den jungen Menschen neue Perspektiven sowohl hier bei uns als auch in ihrer Heimat eröffnet. Adelante! steht auch für ein offenes und gastfreundliches Hannover und dafür bin ich sehr dankbar", betonte Dr. Andreas Schubert, Vorstand des Caritasverbandes in seiner Begrüßung. "Wir stoßen in der Region auf viel Offenheit und die meisten Jugendlichen haben für die nächsten Wochen bei Gastfamilien ein neues Zuhause gefunden. Und natürlich stehen wir als Caritasverband den Jugendlichen auch bei Problemen gerne zur Seite und sind Ansprechpartner für die Betriebe und für die aufnehmenden Familien, wenn es mal nicht ganz rund läuft."
Bis Ende des Jahres können die Jugendlichen und die Unternehmen nun gemeinsam den beruflichen Alltag erproben und Perspektiven entwickeln. Und wenn alles klappt, schließt sich 2018 die einjährige Anpassungsqualifizierung an. Danach erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Bescheinigung über die volle Gleichwertigkeit auf den deutschen Referenzberuf.
Mit Adelante! ist es gelungen, ein deutsch-spanisches Projekt mit Beteiligung beider Länder aufzustellen. Ob die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer danach in Deutschland bleiben oder nach Spanien zurückkehren bleibt ihrer persönlichen und der Entscheidung der Betriebe vorbehalten. Ihre gute Ausbildung in Spanien und Deutschland nehmen Sie aber auf jeden Fall mit.
Anmerkung:
Seit 2013 haben 97 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Praktikum in hannoverschen Betrieben aufgenommen und 62 haben danach eine Ausbildung begonnen. 13 Teilnehmer haben diese bereits erfolgreich abgeschlossen und 31 befinden sich noch in der Ausbildung, die sie 2018 und 2019 abschließen werden.
Von 2013 bis zum Abschluss des letzten Ausbildungsjahrgangs 2016 bis 2019 wurde das Projekt zu etwa 80 % aus dem Sonderprogramm des Bundes zur "Förderung der beruflichen Mobilität von ausbildungsinteressierten Jugendlichen aus Europa" (MobiPro-EU) finanziert und in Hannover zusätzlich mit insgesamt ….von der Region Hannover unterstützt. Dies mit dem Ziel, einen Beitrag zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in Europa zu leisten, Jugendliche und junge Erwachsene aus der EU dabei zu unterstützen, in Deutschland eine betriebliche Berufsausbildung erfolgreich zu absolvieren und dem Fachkräftemangel in der Region Hannover entgegen zu wirken.
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Bundesagentur für Arbeit werden nun gemeinsam mit den Projektträgern die verbleibende Programmlaufzeit bis 2019/2020 dafür verwenden, die Ergebnisse und Erfahrungen zu bewerten und für eine weitergehende Nutzung transferfähig aufzubereiten und zu sichern. Dazu soll ein Handbuch entwickelt werden, das die Umsetzung ähnlicher Programme, auch mit anderen Zielgruppen, unterstützen soll.
Die Förderung ist somit nur bis zum Abschluss der betrieblichen Berufsausbildung in 2019/2020 für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie die Projektträger gesichert.
Eine Anschlussfinanzierung bzw. Fortsetzung des Programms durch den Bund ist nicht vorgesehen.
Teilnehmende Betriebe, die Erprobungsplätze zur Verfügung stellen:
- Alfelder Kunststoffwerke Herm. Meyer GmbH, Alfeld
- AXA Hauptvertretung, Hemmingen
- Colusso Industrieleistungen GmbH, Hameln
- Concordia Versicherungs-Gesellschaft auf Gegenseitigkeit, Hannover
- Daume GmbH, Hannover
- Fagus-GreCon Greten GmbH & Co KG, Alfeld
- Grand Palace Hotel, Hannover
- Kulturtreff Hainholz e. V., Hannover
- MTU Maintenance Hannover GmbH, Langenhagen
- PROMStahl GmbH, Gehrden
- regiobus Hannover GmbH, Hannover
- SAG GmbH, CeGIT, Lehrte
- Talanx Systeme AG, Hannover
- Tres Mares GmbH, Hannover